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Sponsoring: Privatisierung durch Salamitaktik
Coca Cola, UBS, BP die FDP und co sponsern Lehrmittel an schweizer Schulen...
Artikelsammlung zum Thema Sponsoring:
Seit einigen Jahren werden im Bildungsbereich die Gelder gekürzt. Dies hat nicht nur einen Qualitätsverlust an den Schulen und Unis zur Folge, sondern auch die schleichende Privatisierung der Bildung. Die Schulen benötigen Geld und die Firmen wollen weiterhin ArbeiterInnen und Angestellte mit einer guten Ausbildung. Deshalb sponsern Firmen gewisse Bereiche der Ausbildung. Natürlich finanzieren sie nur die Bereiche, die ihnen später was nützen. Auf diesem Weg bestimmen die Konzerne immer direkter was wir in der Schule lernen müssen...
Die folgenden Artikel zeichnen ein erschreckendes Bild über die "öffentlichen" Schulen in der Schweiz und in Deutschland.
Beobachter 10/08:
«Schule im Netz» Eine schöne Bescherung
Private Unternehmen haben den Schulen den Anschluss ans Internet mit über 200 Millionen Franken gesponsert - nicht ganz uneigennützig, versteht sich. Nun haben die Schulen das Geschenk.
Artikel auf beobachter.ch, 10/2008
Firmen drängen ins Klassenzimmer
Unternehmen und Interessengruppen finanzieren zunehmend Lehrmittel für die Schule.
Schulbücher mit Inseraten und Lehrmittel, die von Firmen bezahlt werden: Sponsoring in der Schule nimmt stark zu. Einen Überblick hat niemand, Regeln dafür gibt es nicht. ...
Artikel von NZZ online, 29.7.07
Kampf gegen gesponserte Lehrmittel
Wenn die FDP oder McDonald’s Lehrmittel sponsern, ist das nicht unproblematisch. Finden die Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH) und wollen dem Werbewucher in Schulbüchern einen Riegel schieben.
Artikel auf 20min.ch, 07.11.07
Sponsoring: Kapital macht auch vor dem Kindergarten nicht halt.
Seit 2004 bekommen Kindergärten in NRW weniger Geld für Sachmittel. Gleichzeitig sind die Bildungsanforderungen im Vorschulbereich gestiegen. Deshalb suchen Kitas immer häufiger nach neuen Geldquellen - zum Beispiel durch Sponsoring.
Artikel auf wdr.de
»Public Private Partnership ist ein Trojanisches Pferd«
Konferenz am Wochenende in Berlin informiert über Privatisierungen im Bildungsbereich. Ein Gespräch mit Gerlinde Schermer
Artikel auf jungewelt.de
IBM, Microsoft, Telekom und co. erkaufen sich Bildungsinhalte in Deutschland
Öffentliche Gelder werden gekürzt, doch die Firmen brauchen weiterhin Arbeitskräfte. Am liebsten nach ihrem Gusto ausgebildete. Im Bereich Informatik ist das Bildungssponsoring schon weit fortgeschritten. Im verlinkten Artikel aus der FAZ finden sich einige Beispiele wie sich IBM, Telekom und co. Bildungsinhalte an deutschen Universitäten erkaufen. Die FAZ hat natürlich nix dagegen...
Artikel auf faz.net
Wenn es nach den Bonzen geht, lernen wir bald im Denner-Schulzimmer...
In Deutschland wird jedenfalls schon im Aldi-Höhrsaal gebüffelt...
Artikel auf spiegel.de
Artikel auf zeit.de
Weitere lesenswerte Artikel zum Thema Bildung:
Volksschulgesetz: "Immer eine Frage der Klasse"
NEUES VOLKSCHULGESETZ In Zürich werden die Schulen jetzt geleitet und integriert. Ein hübsches Gesetz mit grossen Haken.
Artikel in: aufbau 54
Die Studie war von Anfang an schief
PISA Alle Seiten liefern ihre Interpretation der relativ schlechten PISA-Resultate. Es kann aber kurz gehalten werden: PISA ist abzulehnen, gesamthaft.
Artikel im aufbau 53 oder auf aufbau.org
"Eltern Lobby" forder mit Initiativen in verschiedenen Kantonen die staatliche Förderung von Privatschulen
Artikel auf nzz.ch, 31.3.2008
Bitte Kotztüte bereithalten:
"Studienfinanzierung: Investitionsobjekt Student"
"... Ähnlich wie die Fondsanbieter können jetzt auch Banken und Sparkassen ihre Kunden „bewerten“, bevor sie ein Darlehen vergeben. Ein System dafür hat das Hamburger Unternehmen Tenman Prognosys entwickelt. Ein spezielles Bewertungsverfahren ermittelt seit 2004 das so genannte „student loan rating“, auch „Karriereprognose“ genannt. Insgesamt 30 standardisierte Fragen – berücksichtigt werden unter anderem Abiturnote, Studiengang, Stand des Studiums und Nebenjobs, aber auch Einkommen und Beruf der Eltern – muss ein zukünftiger Kreditnehmer beantworten. Diese Antworten entscheiden darüber, ob das Programm rotes, gelbes oder grünes Licht auf dem Monitor anzeigt. Grün heißt bonitätsstark, auch Gelb bedeutet noch kreditwürdig, bei Rot sollten beim Kreditgeber die Alarmglocken läuten.
„Leider haben wir eben doch oft festgestellt, dass zum Beispiel das Aufwachsen in einem Akademikerhaushalt eine entscheidende Rolle bei der Kreditwürdigkeit eines Studenten spielt“, sagt der Geschäftsführer von Tenman Prognosys, Leander Hollweg. ..."
Artikel auf faz.net, 23.3.2008
Sieben Monate auf Suche nach der idealen Schule
Neues Deutschland: "Modelle ersetzen nicht Zuwendung, Interesse und Hingabe der Pädagogen / Anmerkungen zum Abschluss der Untersuchung"
Artikel auf neues-deutschland.de, 28.3.2008
Mobbing und Stress machen immer mehr Schüler krank
Die Welt: "Gezielte Schikane und Leistungsdruck sind fester Bestandteil des schulischen Alltags: Immer mehr deutsche Schüler leiden massiv darunter – mit fatalen Folgen. Jetzt warnen Experten davor, Schüler zu sehr auf Leistungen zu fixieren. Zudem müsse dem Thema Mobbing künftig mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden."
Artikel auf welt.de 26.3.2008
Bildung als Ware
Zwischen 1000 und 2000 Euro zahlt ein deutscher Studienanfänger momentan im Jahr an seine Hochschule - und geht deswegen auf die Barrikaden. Ein amerikanischer Student kann darüber nur lachen. Oder weinen …
Artikel über Studiengebühren in den USA auf dw-world.de (deutsche Welle), 13.3.2008
Eine Ich-AG namens Student
Ein beklemmender, demokratiefreier Raum
KOMMENTAR VON FRANK WÖRLER
Dieser Artikel analysiert und kritisiert die Einführung von Studiengebühren in Deutschland im Kontext des Bolognaprozesses. Weil in der Schweiz schon lange Studiengebühren Einkommensschwache vom Studierne abhalten, ist die Analyse auch hierzulande zutreffend.
Artikel auf taz.de 10.3.08
Revolution in der Schule
Du lernst nicht allein!
Die Politik betreibt ein verantwortungsloses Schulsystem. Es wird ausgelesen statt gefördert. Gleichgemacht statt auf individuelle Stärken geachtet. Was ist aus dem Recht auf Bildung geworden? VON CHRISTIAN FÜLLER
Artikel auf taz.de 7.3.08
»Krasses Gegenteil von unseren Hochschulen«
Anders als in der Bundesrepublik steht die Bolivarische Universität in der Hauptstadt Venezuelas auch den ärmeren Schichten offen.
Ein Gespräch mit Nele Hirsch
Interview: Peter Wolter
Nele Hirsch ist bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag. Sie hat in dieser Woche gemeinsam mit einer Delegation des Linkspartei-Studentenverbandes SDS Venezuela besucht
Artikel auf jungewelt.de
Auslesedruck macht Schüler krank
Leiter des Heckscher-Klinikums für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Dr. Freisleder, und BLLV-Präsident Wenzel fordern: "Kinder müssen von Versagensängsten befreit werden"
"Festzuhalten bleibt aber, dass letztlich alle Opfer eines fragwürdigen und ungerechten Systems sind - Eltern, Lehrer und Schüler."...
"Jenseits ihres umfassenden Bildungs- und Erziehungsauftrags fungiert die Schule als Sortieranstalt und teilt Kinder sehr früh in Bildungsgewinner und Bildungsverlierer ein"
Interessante Pressemitteilung des Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) e.V.
Wiedereinführung der Prügelstrafe an Schulen gefordert
In Frankreich erntet ein ohrfeigender Lehrer Solidarität und "Die Welt" freut sich: "In einigen Ländern der westlichen Welt gibt es Bestrebungen, die Prügelstrafe an Schulen wieder einzuführen. Nach dem Verbot in Großbritannien im Jahr 1996 versuchte vor einiger Zeit eine Liverpooler Privatschule das Recht auf Prügel gerichtlich durchzusetzen. 40 Privatschulen standen hinter der Initiative."
Artikel auf welt.de
Gymnasiasten ächzen unter der Stundenlast
Überall sind Schüler, Eltern, Lehrer entnervt vom "G8" - die Schulzeit bis zum Abi wurde verkürzt, das Stoffpensum blieb gleich. Niedersachsens Ministerpräsident Wulff will einen schlankeren, "entrümpelten" Unterricht. Nur: Welche Fächer sollen Federn lassen?
Artikel auf spiegel.de
Schuldenfalle Studium: "Wenn ich vorher gewusst hätte, wie hoch verschuldet ich die Uni verlassen werde, hätte ich wahrscheinlich gar nicht erst angefangen."
Das Geschäft mit der Bildung
Sechs Prozent der Hamburger Studenten von Studienkredit abhängig - "Mir bleibt nichts anderes übrig"
Artikel auf welt.de
Studieren macht krank:
Sucht: Jeder dritte Student ein Alki?
Glaubt man einer neuen Studie, so geht es vielen Studenten hundselend. Sie betrinken sich regelmäßig, leiden unter psychischen Störungen und sind einsam. Während man in den USA auf dieses Problem bereits reagiert, bleiben die Studenten hierzulande offenbar sich selbst überlassen.
Artikel aus zeit.de 23.1.2008
Schulverbot für 380 Schüler
Artikel über Repressionsmassnahmen gegen renitente SchülerInnen
Artikel auf 20minuten.ch
»Lehrer werden zum verlängerten Arm der Polizei«
Schulen von NRW sind gesetzlich verpflichtet, Straftaten von
Schülernanzuzeigen. Ein Gespräch mit Andreas Meyer-LauberRalf Wurzbacher
Andreas Meyer-Lauber ist Landesvorsitzender derGewerkschaft Erziehung und
Wissenschaft in Nordrhein-Westfalen
Ganzer Artikel
Ausbilden statt ausschlafen, büffeln statt baden:
Die Sommerferien werden immer häufiger für die private Nachhilfe genutzt. Experten sehen eine Gefahr für die Chancengleichheit.
20Min vom 04.07.07.:
Lehrerflucht aus Berlin
Warnstreik der GEW für Übernahme des Flächentarifvertrags. Viele Pädagogen kehren der Hauptstadt wegen Unterbezahlung den Rücken. Andere setzen sich zur Wehr
Artikel in der Jungen Welt vom 27.6.07
Kein Geld, keine Bildung
Wer in Deutschland zu den Reichen zählt, kann studieren – wer arm ist, muß es bleibenlassen. Das ist das Fazit der am Dienstag in Berlin vorgestellten 18. Erhebung über die »wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in der BRD 2006«.
Artikel in der Jungen Welt vom 20.6.07
»Es gibt drei Klassen im europäischen Hochschulraum«
Bologna-Prozeß fördert Studierende aus entwickelten Industriestaaten. Zunehmende soziale Selektion. Ein Gespräch mit Johannes Glembek
Artikel in der Jungen Welt vom 15.6.07
Jung und ohne Ausbildung
Ansprüche runter, Kopf hoch
Tausende Jugendlicher stehen ohne Lehrstelle da, wenn demnächst das Schuljahr zu Ende geht. Manche sind schon seit zwei Jahren auf der Suche. Ein Stimmungsbild.
Artikel in der WOZ vom 17.5.07
Bauchweh Bolognese
Deutscher Sonderweg bei der Umsetzung der europäischen Hochschulreform frustriert Studierende und Rektoren. Versprochene Ziele allesamt verfehlt.
Artikel in der Jungen Welt vom 17.5.07
Artikel über Ökonomisierung der Bildung (Junge Welt vom 20.1.2007)
siehe hier... (weiterführender Link)
Bildungspolitik in der Klassengesellschaft (in Deutschland)
Die SDAJ (Sozialistische Deutsche ArbeiterJugend) schreibt über die Bildungspolitik in einer Klassengesellschaft wie in Deutschland.
siehe hier... (weiterführender Link)
Schulerfolg ist oft eine Frage des Geldes © Tages-Anzeiger; 03.11.2006; Seite 13 Zürich
Verhältnismässig wenige ausländische Schüler schaffen den Sprung an eine Zürcher Mittelschule. Gibt es Probleme mit der Integration?
Von René Staubli
Zürich. - In der obligatorischen Schulzeit beträgt der Anteil der Schweizer Schülerinnen und Schüler im Kanton Zürich rund 75 Prozent, jener der Ausländer 25 Prozent. In der Mittelschule sieht das Verhältnis dann ganz anders aus. Hier sind 93 Prozent aller Schüler Schweizer, aber nur 7 Prozent Ausländer.
Wenn man die kleine Gruppe der Ausländer an den Mittelschulen grob unterteilt, fällt einem Folgendes auf: Gemessen an ihrem Anteil in der obligatorischen Schule, schaffen es überproportional viele Deutsche ins Gymnasium. Sie haben sogar eine bessere Quote als die Schweizer (siehe Grafik). Am andern Ende der Erfolgsstatistik erscheinen die Südwest- und Südosteuropäer. Sie sind an den Gymnasien nur marginal vertreten, obwohl sie in der obligatorischen Schulzeit fast jeden fünften Schüler stellen.
Die Durchlässigkeit unseres Schulsystems wird mit einer speziellen Kennziffer ausgewiesen, der so genannten Mittelschülerquote (MSQ). Von der Bildungsdirektion erhoben, gibt sie an, wie gut in- und ausländische Kinder den Zugang zu den Zürcher Mittelschulen finden.
Südeuropäische Schüler fallen ab
Bei einer vertieften Analyse der MSQ-Statistik zeigt sich eine interessante Gruppenbildung. Hinter den deutschen Primarschülern mit 55,6 Prozent folgen die Nord- und Westeuropäer sowie die Nordamerikaner mit einer MSQ von durchschnittlich 34 Prozent. Knapp dahinter folgen die Schweizer mit 29 Prozent. Für all diese Schüler gilt, dass sie leichten Zugang zu unseren Gymnasien finden.
Die Kinder aus Südosteuropa fallen mit einer MSQ von nur 2,9 Prozent hingegen deutlich ab. Ebenso jene aus Südwesteuropa (5,6). Ihnen fällt der Wechsel in die Mittelschule offensichtlich viel schwerer. Unter den südosteuropäischen Schülern schneiden die Griechen (10,7 Prozent), Slowenen (9,7) und Kroaten (5,1) klar besser ab als die Bosnier (2,3), Türken (2,2), Mazedonier (1,7) und Serben (1,6). Bei den Südwesteuropäern sind die Spanier (8,5) relativ erfolgreicher als die Italiener (5,6) und die Portugiesen (3,8).
Dazu kommt, dass im Kanton Zürich insgesamt die Gleichung «je nobler die Wohngegend, desto höher der Anteil der Mittelschüler» gilt. Am Zürichberg wechselt jeder dritte Sechstklässler ans Gymnasium, in Opfikon nur jeder dreissigste.
Haben die Mittelschulen des Kantons Zürich demnach ein Integrationsproblem? Die Verfassung schreibt in Artikel 14 das Recht auf Bildung fest und garantiert «den gleichberechtigten Zugang zu den Bildungseinrichtungen». Die MSQ-Statistik weckt Zweifel, ob diese gesetzliche Vorgabe eingehalten wird. «Ist das Gymi nur eine Schule für Reiche?», fragte sich deshalb auch die Caritas und veranstaltete unter diesem Titel einen Workshop anlässlich ihres Armutsforums vom letzten Dienstag in Zürich. Als Referent lud die Hilfsorganisation Nicolas Lienert ein. Er ist seit 1995 Rektor des Realgymnasiums Rämibühl und befasst sich seit Jahren mit dem Thema der Chancengleichheit.
Welche Schlüsse kann man aus den genannten Zahlen ziehen? Einwanderer aus Deutschland, Frankreich, Skandinavien, England oder Nordamerika sind im Durchschnitt beruflich besser qualifiziert als Immigranten aus Südost- und Südwesteuropa. Dass ihre Kinder einen besseren Zugang zu den Mittelschulen finden, ist wenig erstaunlich. Dabei scheint die Sprache kein entscheidendes Handicap zu sein.
Fragezeichen am Schulsystem
Interessanter wird es, wenn man auf zwei Gruppen von Kindern fokussiert: auf jene (egal ob Schweizer oder Ausländer), die aus gutem Hause kommen, aber höheren schulischen Ansprüchen im Grunde nicht genügen. Sowie auf jene (egal ob Schweizer oder Ausländer), die aus bescheidenen Verhältnissen kommen, aber im Grunde intelligent genug wären für den Besuch einer Mittelschule.
Genau an diesem Punkt macht Nicolas Lienert ein Fragezeichen an der Durchlässigkeit unseres Schulsystems. Er sagt, zwischen den Mittelschulen und der Primarschule habe sich in den letzten Jahren «lehrplanmässig ein grosser Abgrund» aufgetan. Die Vorbereitung aufs Gymnasium sei von Dorf zu Dorf, von Schulkreis zu Schulkreis und von Schulhaus zu Schulhaus verschieden. Es gebe keine Richtlinien, keine Entschädigungen für die Lehrer und schon gar keine Kontrollen. «Dieses Vakuum», sagt Lienert, «haben private Anbieter aufgefüllt.»
Am Rämibühl weiss man, dass sich mittlerweile 50 Prozent der Schüler mit Kursen auf die Aufnahmeprüfungen vorbereiten. Zum Beispiel an 14 Halbtagen für 3500 Franken. «Damit ist sozial alles entschieden», sagt Lienert. Wer über die nötigen Mittel verfügt, kann sein Kind in den Sommerferien vor der Probezeit ins Fünfsternehotel Kulm nach Arosa zu einem «Vorkurs für die ersten Schulwochen im Gymnasium» schicken. Damit nicht genug. Laut Lienert nimmt ein Drittel der Schüler im Rämibühl auch während der Probezeit Nachhilfeunterricht. Ein Stück weit lässt sich der Schulerfolg also kaufen.
Diese Probezeit entwickelt sich je länger, desto mehr zum Härtetest - nicht nur für die Kinder, sondern auch für ihr familiäres Umfeld. Laut Bildungsdirektion bieten die Zürcher Mittelschulen seit Jahren ungefähr gleich viele Plätze an. Weil der Andrang stark gestiegen ist, hat sich die Selektion verschärft. Lienert bezeichnet die Probezeit, bei der bis zu 20 Prozent der Schüler durchfallen, als «hart und relativ brutal». Den Ressourcen im Elternhaus kommt immer grössere Bedeutung zu.
Auf diesem Hintergrund vertritt Lienert folgende Thesen:
Kinder, die aus wohlhabenden und/oder gebildeten Kreisen kommen (egal ob Schweizer oder Ausländer), haben im Kanton Zürich auf Grund ihrer Herkunft, ihres Umfelds und ihrer gesellschaftlichen Vernetzung grössere Chancen, den Anforderungen einer Mittelschule zu genügen.
Dass auch begabte Schüler aus eher bildungsfernen und ökonomisch schwachen Familien den Sprung in die Mittelschulen kaum schaffen, deutet bei Ausländern auf Integrationsprobleme hin, die allerdings beidseitig sein können.
Lienert hält das Zürcher Mittelschulsystem grundsätzlich für ein Erfolgsmodell. Es sei geprägt von einer guten Leistungsethik. Das ausgebaute Stipendienwesen erlaube es auch weniger bemittelten Eltern, ihre Kinder ans Gymi zu schicken. Die Schule bemühe sich überdies, Kindern mit schwachem familiärem Netzwerk beizustehen, etwa mit speziellen Aufgabenstunden oder einem Patentsystem. In die richtige Richtung gehe sodann die Absicht von Bildungsdirektorin Regine Aeppli, ab 2008 bei den Aufnahmeprüfungen versuchsweise einen fachfreien, sprachneutralen Potenzialtest einzubauen. Dank dieser IQ-Abklärung soll es künftig möglich sein, auch unterprivilegierte, aber begabte Kinder für die Mittelschulen zu rekrutieren.
Probezeit abschaffen?
Vor allem aber sollte laut Lienert die Vorbereitung aufs Gymi staatlich reglementiert und verankert werden. Standardisierte Unterstützungsprogramme könnten die Chancengleichheit der Kinder verbessern. Ausländische Schüler müsse man unbedingt schon in der Unterstufe fördern, vor allem sprachlich.
Im Übrigen wäre Lienert dafür, die Probezeit an den Gymnasien abzuschaffen und dafür die Durchlässigkeit zwischen den Sekundar- und Mittelschulen zu erhöhen. «Doch das», sagte der Rektor des Realgymnasiums Rämibühl am Rande des Caritas-Workshops, «ist nur meine persönliche Meinung.»
«Zwischen Gymi und Primarschule hat sich ein grosser Abgrund aufgetan.»
Kein Bock auf Schule … im Kapitalismus
Eine Broschüre der Autonomen Jugendantifa Nürnberg (AJA). Neben einer radikalen Kritik am bestehenden Schulsystem wird die Funktion von Schule im Kapitalismus erörtert, sowie Widerstands- und Selbstorganisationsmöglichkeiten anhand konkreter Beispiele aufgezeigt.
* Erscheinungsjahr: 2004
* Format: 20cm x 20cm
* 40 Seiten
Kann über snetzwerk bezogen werden. snetzwerk@gmx.net